WAKING NIGHT

In Daniela Finkes Serie Waking Night sind nächtliche Ansichten aus verschiedenen Städten zu sehen: Straßenszenen, eine Tankstelle, einzelne Gebäude; die Kamera erfasst sowohl ganze Stadtpanoramen und konzentriert sich dann wieder auf Details am Straßenrand wie Telefonboxen oder ein einzelnes Auto auf einem leeren Parkplatz. In manchen Szenen deuten sich filmische Klischees an: ein Liebespaar auf einer Mauer; ein Obdachloser, der Müllhaufen durchsucht. Andere Motive wie die illuminierten Fassaden von modernen Gebäuden, wirken menschleer und abstrakt.

Finkes extensive Gestaltung von Lichtstimmungen verbindet alle Motive. Während in der klassischen Nachtfotografie seit Brassaï der Einfall der künstlichen Stadtbeleuchtung sparsam eingesetzt wird, um Kontraste zu erhöhen und Störungen und Bildrauschen zu vermeiden, weitet Finke in der digitalen Bearbeitung ihrer Aufnahmen die Lichtstreuung bis zur Diffusion der eigentlichen Lichtquellen aus. Oft wirken die Bilder dadurch so, als seien gar nicht die Städte und Gebäude das Motiv, sondern die spezifischen Räume und Szenerien, die das überdehnte, künstliche Licht erzeugt.

Dahinter steht zum einen eine Reflexion auf die medialen Oberflächen heutiger Großstädte, die einerseits im Wesentlichen als Werbeträger dienen sollen, die andererseits aber direkt mit der Fotografie korrespondieren. Ähnlich wie in ihrer Serie Ausgesetzt bringt die Umkehrung von materiellen und immateriellen Bildmotiven in Finkes Aufnahmen eine invertierte Welt zum Vorschein, eine Art Zwischenreich, das erst in der Fotografie zum Leben erweckt wird und zugleich eine hohe emotionale Dimension freigibt, die sich auch an den an populären Songtiteln orientierten Bildtiteln zeigt.

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